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Umwelt und Ernährung

Tierwirtschaft gleich Welthungerwirtschaft?

Von PETA Deutschland · 2024

Jedes Jahr werden hunderte Millionen Tiere qualgezüchtet, unter artwidrigen Bedingungen in Zucht- und Mastanlagen eingesperrt und im Schlachthaus getötet. Lebten fortan alle vegan, gäbe es Nahrung für weitere vier Milliarden Menschen. 30 Prozent des nutzbaren Trinkwassers auf diesem Planeten fließt in die Herstellung tierischer Produkte. Mit dem Wasserverbrauch für ein Kilo Rindfleisch könnte ein Mensch ein Jahr lang täglich duschen. Zahlen, die verdeutlichen, was die Produktion von tierischen Erzeugnissen tatsächlich kostet: mit Tierqualen, Artenrückgang, Welthunger, Wasserverschmutzung und Bodendegradierung einen hohen Preis.

Foto: PETA Deutschland e.V.

„83 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche wird für den Anbau von Nahrung für sogenannte Nutztiere oder als Weideland verwendet“, sagt Sabrina Struckmeyer. Als Fachreferentin für Klima und Umwelt bei der bundesweit größten Tierrechtsorganisation PETA (People for the ethical treatment of animals) beschäftigen Struckmeyer Fakten, die in Studien unter dem Radar bleiben. Die Tierwirtschaft ist mit rund 20 Prozent aller Treibhausgase Spitzenreiter. „Das sind mehr Emissionen, als vom gesamten weltweiten Verkehrssektor verursacht werden“, rechnet Struckmeyer vor. Emissionen entstehen nicht nur durch den Verdauungsprozess der Tiere. Hinzugerechnet werden auch indirekte Posten: „Die Abholzung von Wäldern für Weideflächen und den Anbau von 75 Prozent der weltweiten Sojamengen für sogenannte Nutztiere.“

Arten vor der Entdeckung ausgerottet

Durch die Abholzung der Regenwälder sterben einige Tierarten aus, bevor sie überhaupt entdeckt werden. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, macht die Umwandlung in Weideland für 80 Prozent der Verluste an Regenwald in der Amazonasregion verantwortlich. Auch in den Weltmeeren ist der Artenreichtum durch Überfischung und Aquakulturen stark gefährdet. „Wir haben die Ernährung zu wenig im Blick, kritisiert Struckmeyer.

Auch für Transport und Energie fordert die Tierwirtschaft Tribut in Form von Rohstoffen. „Diese Ressourcenverschwendung ist mitverantwortlich für die Klimakatastrophe und trägt zum Welthunger bei.“

„Virtuelles Wasser“

Der Konsum von Fleisch und anderen tierischen Erzeugnissen verursacht nicht nur Tierleid, sondern ist auch Wasserverschwendung. Fast 30 Prozent des weltweit genutzten Wassers fließt in die Tierindustrie: „Für die Erzeugung von tierischen Produkten“. Der Wasserverbrauch für Nahrungsmittel wird dabei als „virtuelles Wasser“ angegeben. „Ein Kilo Rindfleisch steht für 14.415 Liter Wasser“, führt Struckmeyer aus. „Theoretisch könnte man damit ein Jahr lang täglich duschen.“ Der Verbrauch setzt sich aus der Bewässerung der Anbauflächen für Tiernahrung und dem Bedarf der Tiere an Trinkwasser zusammen. Auch die Reinigung der Ställe und die „Weiterverarbeitung“ tragen ihren Teil zu dieser Dystopie bei.

Woher kommt das Wasser?

Virtuelles Wasser setzt sich aus grünem, blauem und grauem Wasser zusammen. Grünes Wasser ist Regenwasser, blaues wird aus Seen, Flüssen sowie dem Grundwasser entnommen. Graues Wasser hingegen ist ein Gradmesser für die Wasserverschmutzung, die durch die Produktion entsteht. Es beschreibt die theoretisch nötige Wassermenge, um Gewässerverunreinigungen so weit zu verdünnen, dass die Wasserqualität den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Bei allen Nahrungsmitteln ist der Großteil des verbrauchten Wassers Regenwasser. Von den 15.415 Litern Wasser für das besagte Kilo Rindfleisch sind 14.414 Liter grünes Wasser, 550 Liter blaues Wasser und 451 Liter graues Wasser nötig. Für Gemüse werden 194 Liter grünes, 43 Liter blaues und 85 Liter graues Wasser gebraucht.

Ernährungswissenschaftler Markus Keller, weltweit erster Professor für vegane Ernährung, sieht den großen Unterschied zwischen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln im Einsatzbereich. „Während pflanzliche Lebensmittel ‚nur‘ direkt Wasser brauchen, vervielfacht die Produktion tierischer Lebensmittel den Wasseraufwand – auf mehreren Ebenen.“ Vor allem werde es für den Anbau von Tiernahrung verbraucht. Je Kilo Gemüse werden rund 300 Liter, für Obst etwa 1000 Liter und für Getreide rund 1600 Liter Wasser benötigt. Je Kilo Käse müssten 5000 Liter, für Butter 5600 Liter und für Schweinefleisch ganze 6000 Liter Wasser aufgewendet werden.

Fleisch und Soja im Vergleich

Foto: PETA Deutschland e.V.

Für die Herstellung von veganen Lebensmitteln sind deutlich weniger Ressourcen nötig, wie dieses einfache Beispiel zeigt: Ein Rindfleischburger schlägt mit 2.350 Litern Wasser zu Buche. Auf einen Sojaburger entfallen lediglich 158 Liter Wasser. Für einen Liter Kuhmilch sind im Schnitt 628 Liter Wasser erforderlich. Im Vergleich dazu bedarf es für einen Liter Sojadrink nur 28 Liter Wasser.

Massive Kollateralschäden

Bei der Nahrungsproduktion und Haltung von „Nutztieren“ kommt es zur Wasserverschmutzung durch Pestizide, Herbizide, Gülle und Medikamente wie Antibiotika. Verunreinigungen, die selbst durch Kläranlagen nur teilweise gefiltert werden können. Gelangen diese ins Grundwasser, führt das zu weiteren Trinkwasser-Einschränkungen. Gülle belastet Grundwasser und Böden zudem mit Nitraten und Phosphaten.

Die Gier nach Fleisch und anderen tierischen Produkten verringert weiterhin die Bodenfruchtbarkeit. Monokulturen für den Anbau von Nahrung und Überweidung führen zu Bodenverdichtung und Erosionen. Damit trägt die Tierindustrie dazu bei, dass weniger angebaut werden kann. Eine Schreckensbilanz? Über kurz oder lang müsse man die Ernährungssicherheit in Frage stellen, meint Struckmeyer. Der Versuch, die Fruchtbarkeit der Böden durch Düngung zu erhalten, verschlimmere die Situation nur. „Bereits jetzt verursacht der globale Norden Emissionen, die sich in einem anderen Teil der Welt, in eher südlichen Regionen, bemerkbar machen.“

Luft wird verschmutzt

Die landwirtschaftliche Tierhaltung produziere Unmengen an schädlichen Stoffen und Gasen. „In Europa stammt Ammoniak zu 90 Prozent aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Das starke Umweltgift entsteht unter anderem aus den Exkrementen der Tiere. In den Ställen nimmt es den Tieren die Luft zum Atmen und schädigt ihre Lungen. Ausgebracht als Gülle trägt es außerdem zur Feinstaubbildung und zu saurem Regen bei“, erläutert Struckmeyer. Bei der Tierrechtsorganisation, die 2024 30 Jahre alt geworden ist, prüft man das Verhalten der einzelnen Bundesländer genau. Auffälligkeiten zeige vor allem Bayern. „Hier will man 2025 auf noch mehr Gülle setzen. Ein fataler Fehler,“ wie Struckmeyer verdeutlicht. „Die Förderung des bio-veganen Landbaus und eine Ausstiegsprämie für tierhaltende Betriebe wären dagegen notwendige Schritte, um die Ressourcen der Erde für nachfolgende Generationen zu erhalten.“

Autorin: Julia Haaga, Pressereferentin bei PETA Deutschland

Kontakt

PETA Deutschland e.V.
Friolzheimer Str. 3
70499 Stuttgart
E-Mail: info@peta.de
Web: https://www.peta.de/

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